Aktienrückkaufprogramme - alles, was Sie wissen müssen

31.03.2023

4 Minuten Lesezeit

Dividende | Aktien | Aktienrückkauf

Seit Anfang März läuft die oft als Dividenden-Saison bezeichnete Periode, in der Unternehmen ihren Aktionären Teile des letztjährigen Gewinns ausschütten. Diese werden als Dividende bezeichnet. Allein für Europa erwartet man etwa 400 Milliarden Euro, die als Bar- oder Stockdividende ausgezahlt werden. Doch es gibt für Aktionäre eine weitere Art der Beteiligung am Gewinn: Aktienrückkauf-Programme der Unternehmen, auch Share Buyback oder Stock Repurchase genannt. Welche Vorteile diese haben und warum ein Unternehmen eigene Anteile zurückkauft, erfahren Sie in diesem Blog.

Aktienrückkaufprogramme bieten Unternehmen die Möglichkeit, eigene Anteile zurückzukaufen, die an der Börse gehandelt werden. Bei der Hauptversammlung unterbreitet das Management des Unternehmens den Aktionären einen entsprechenden Vorschlag. Normalerweise wird dieser Antrag angenommen, weil für die Investoren ein Rückkaufprogramm in der Regel positiv ist.

Was sind Aktienrückkaufprogramme?

Ein Aktienrückkaufprogramm ist ein Vorgang, bei dem ein Unternehmen eigene Aktien an der Börse oder von einzelnen Aktionären zurückkauft. Letzteres wird auch Tender-Verfahren genannt. Hierbei liegt der angebotene Preis üblicherweise über dem gegenwärtigen Aktienkurs.

Wenn ein Unternehmen Aktien von sich selbst erwirbt, werden diese eingezogen und aus dem Umlauf genommen bzw. vernichtet. Das führt zu einer Reduzierung der Anzahl der ausstehenden Aktien. Damit verteilt sich der Unternehmensgewinn auf weniger Aktien und führt deshalb zu einer Erhöhung des Gewinns je Anteil (earning per share).

Ein Unternehmen kann auch Aktienrückkäufe durch eine spezielle Ausschüttung an die Aktionäre durchführen. In diesem Fall werden die Aktien nicht eingezogen und vernichtet, sondern an die verbleibenden Aktionäre gratis weitergegeben. Diese können dann selbst entscheiden, ob sie die Aktien behalten oder verkaufen möchten. Dieser Vorgang ist eher selten und nicht als Stockdividende zu verstehen. Sehr interessante Informationen zum Thema Dividende erhalten Sie übrigens in einem weiteren unserer Blogs.

Prinzipiell ist das „Share Buyback“ eine - auch steuerlich - starke Möglichkeit, die Performance der Aktionär:innen langfristig zu verbessern.

Wie funktionieren Aktienrückkaufprogramme?

Ein Unternehmen kann eigene Aktien auf zwei Arten erwerben: Sie werden als offene und geschlossene Rückkäufe bezeichnet.

Offene Rückkäufe sind der häufigere Typ von Rückkaufprogrammen. Hier kauft das Unternehmen eigene Aktien an der Börse oder von Aktionären, ohne einen bestimmten Preis oder eine bestimmte Menge an Aktien im Voraus bei der jährlichen Hauptversammlung festzulegen. Das Unternehmen kann das Programm jederzeit ändern oder beenden. Der Beschluss in der Jahreshauptversammlung legt dabei das maximale Volumen der Transaktion fest, nicht jedoch den Preis, zu dem die Aktie gekauft werden soll.

Geschlossene Rückkäufe sind seltener und bestimmen normalerweise im Voraus die Aktienmenge und den Preis. Dieses Programm hat ein bestimmtes Start- und Enddatum und kann nicht vorzeitig beendet oder geändert werden.

Warum führen Unternehmen ein Aktienrückkaufprogramm durch?

Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Unternehmen eigene Aktien zurückkaufen könnte. Hier sind die häufigsten Gründe:

  • Verwendung überschüssiger Liquidität: Gewinne, die das Unternehmen nicht investieren will, können als Liquidität gehalten werden. Das ist in Niedrigzinsphasen wenig interessant. Gewinne können als Dividende ausgezahlt werden oder dienen dem Rückkauf.
  • Steigerung des Gewinns je Aktie: Durch den Rückkauf von Aktien kann ein Unternehmen die ausstehende Anzahl der Aktien reduzieren, was zu einer Erhöhung des Gewinns je Aktie -EPS earning per share- führt. Dies ist für Aktionäre attraktiv, da es bei ansonst gleichbleibenden Bedingungen zu höheren Dividendenausschüttungen und Aktienkurs führen kann. Gleichzeitig sinkt eine wichtige Kennzahl der Fundamental-Analyse bei Aktien: das KGV, Kursgewinnverhältnis.
  • Unterstützung des Aktienkurses: Ein Unternehmen kann Aktien zurückkaufen, um den Aktienkurs zu unterstützen. Dies kann für Unternehmen mit einem niedrigen Aktienkurs und einer niedrigen Marktkapitalisierung attraktiv sein, da das Programm dazu beitragen kann, das Vertrauen der Anleger in das Unternehmen zu stärken oder zurückzugewinnen.
  • Schutz vor feindlicher Übernahme: Bei der feindlichen Übernahme versucht ein zweites Unternehmen ein anderes zu erwerben, ohne deren Vorstand oder Aufsichtsrat zu konsultieren. Es versucht so viele Aktien wie möglich an der Börse zu erwerben. Je geringer die Aktionärszahl desto schwieriger wird die Übernahme. Diese Annahme ist nicht gesichert und es gibt auch gegenteilige Meinungen.
  • Eigene Aktien werden oft als Bezahlung für eine Akquisition verwendet: Sie haben das sicher schon mal im Zusammenhang mit Fusionen gehört oder gelesen. Unternehmen A kauft B und „bezahlt“ den Übernahmepreis zum Teil mit eigenen Aktien. 

Wer bekommt das Geld aus dem Kauf?

Das Geld erhält der Verkäufer der Aktie. Er oder sie merkt gar nicht, wer die Anteile erwirbt. Die Aktie wird wie allgemein üblich, über die Börse ver- und gekauft. A verkauft und B kauft gegen Zahlung. Es gibt keine Besonderheiten. Nur im schon angesprochenen Tender-Verfahren kennt der Verkäufer den Käufer.

Was bedeuten Aktienrückkäufe für Anleger:innen?

Es ist ein sehr gutes Zeichen für die Aktionär:innen des Unternehmens. Künftig wird der Gewinn auf weniger verteilt. Kurs und Dividende steigen im Normalfall. Außerdem zeigt es, dass das Management und die Hauptversammlung des Unternehmens von der aktuellen Geschäftsführung überzeugt sind.

An einer Hauptversammlung darf übrigens jeder Aktionär teilnehmen und hat entsprechend seiner Anteile ein Stimmrecht. Dieses Stimmrecht kann auch mit oder ohne Weisung an die Depotbank übertragen werden.

Welchen Umfang haben Aktienrückkaufprogramme?

Volumen Aktienrückkauf S&P 500 und Russell 3000 in Milliarden US-Dollar

Quelle: Teletrader, eigene Berechnungen

Das Schaubild zeigt anhand der US-amerikanischen Aktienindizes S&P 500 und Russell 3000 die Entwicklung der Aktienrückkäufe seit 2005. Für 2023 wird ein weiterer Anstieg auf 360 Milliarden US-Dollar erwartet. Zum Vergleich: Die Wirtschaftsleistung der Republik Österreich betrug im Jahr 2022 laut Statistik Austria 447,65 Milliarden Euro. Das entspricht bei einem Wechselkurs von 1,08 US-Dollar pro einen Euro etwa 484.000.000.000 US-Dollar - 484 Milliarden.

Woher kommt das Geld beim Aktienrückkauf?

Prinzipiell kann der Rückkauf durch Eigenkapital -z.B. aus dem Gewinn- oder Fremdkapital erfolgen. Wenn der Kauf auf Fremdkapital basiert, dann leiht sich das Unternehmen Geld bei Banken oder anderen Geldgebern, um eigene Anteile zu kaufen. Für das geliehene Kapital muss es dem Finanzinstitut Zinsen zahlen, was die letzten Jahre aufgrund der Zinssituation nicht teuer und häufig unterhalb der Dividendenrendite war. Dadurch konnte das Unternehmen teilweise sogar ein besseres Ergebnis erzielen.

Durch die seit letztem Jahr - aufgrund der hohen Inflation - deutlich gestiegenen Zinsen, geht diese Rechnung heute seltener auf. Trotzdem steigt sowohl in Europa als auch in den USA das Volumen der Rückkaufprogramme von 2022 auf 2023 deutlich an. Die meisten Rückkaufprogramme werden mit Eigenkapital finanziert.

Welche Unternehmen haben aktuell Rückkaufprogramme beschlossen?

Die Aktiengesellschaften kommen aus sehr unterschiedlichen Branchen. So finden sich Banken und Versicherungen genauso darunter, wie IT oder Telekommunikationsunternehmen und auch Konsumgüterhersteller. Hier ein kleiner Überblick zu Unternehmen in unseren Portfolien der Vermögensverwaltung, die eigene Aktien zurückkaufen: Allianz, American Express, Apple, Cisco, Diageo, Microsoft, Nvidia, Procter & Gamble …

Wie gehen die Fondsmanager von Schelhammer Capital mit dem Thema um?

Interview mit der Fondsmanagerin Beate Streicher & dem Fondsmanager Martin Schnedlitz (Security KAG)

Redaktion: Beate, achtest Du bei der Investition in ein Unternehmen darauf, dass es Rückkaufprogramme hat?

Beate: Ja, es ist eines von 40 Kriterien, das bei der Auswahl gleichberechtigt einbezogen wird. Wir vergleichen jährlich die Anzahl der ausstehenden Aktien, den so genannten Freefloat. Ist sie gleichgeblieben, bekommt der Titel keinen Punkt in dieser Kategorie für den Score. Hat sich die Anzahl verringert - das Unternehmen hat Aktien zurückgekauft - gibt es einen Pluspunkt. Gibt es mehr Aktien als Im Vorjahr, gibt es ein Minus.

Redaktion: Welche Kriterien sind für Dich entscheidender?

Martin: Alle 40 Kriterien sind gleichberechtigt und damit gleich wichtig. In der fundamentalen Analyse entsteht daraus unser Schelhammer Scoring.

Redaktion: Hast Du auch Unternehmen in den Portfolios von Schelhammer Capital, die eigene Anteile zurückkaufen?

Martin: Oh ja. Jede Menge. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass es immer mal wieder zu sogenannten Branchenrotationen kommt. Ein Beispiel dazu: 2020 und 2021 haben Unternehmen aus dem Sektor „Energie“ kaum eigene Aktien erworben. Klar, es waren schwierige Jahre für die Branche. Das hat sich 2022 geändert. Mit steigenden Gewinnen haben diese Unternehmen auch wieder eigene Aktien gekauft und vernichtet und Dividenden gezahlt. Damit haben sie die Ertragsaussichten ihrer Aktionäre für die nächsten Jahre verbessert.

Redaktion: Was sagt es Dir, wenn Unternehmen Aktien zurückkaufen?

Beate: Es ist ein sehr positives Signal. Was sehr häufig bei der Investition in Aktien übersehen wird, ist, dass Erträge aus Aktien nicht nur Preissteigerungen sind. Zu den Kursgewinnen kommen eben noch Dividenden und auch Aktienrückkaufprogramme hinzu. Ja, insofern ist ein Aktienrückkauf wie die verlässliche Zahlung einer Dividende ein sehr positives Zeichen. Es verdeutlicht, dass vom Unternehmen genügend Gewinne für Dividenden, Kurssteigerung und Aktienrückkäufe erwirtschaftet wurden.

Hinweis: Diese Information ist eine Marketingmitteilung, welche von Schelhammer Capital ausschließlich zu Informationszwecken erstellt wurde. Sie wurde nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt und unterliegt nicht dem Verbot des Handelns im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen. Dieses Dokument stellt keine Finanzanalyse, keine Anlageempfehlung und keine Anlageberatung dar. Sie erhalten weder ein Angebot zum Abschluss eines Vertrages über eine Wertpapierdienstleistung oder eine Nebendienstleistung, noch eine Aufforderung, ein Angebot zum Abschluss eines Vertrages über eine Wertpapierdienstleistung oder eine Nebendienstleistung abzugeben. Sofern sich diese Mitteilung auf nach den kapitalmarktrechtlichen Vorschriften prospektpflichtige Produkte bezieht, ersetzen die Informationen keinesfalls den Prospekt, welcher über den jeweiligen Emittenten veröffentlicht wird. Jede Kapitalveranlagung ist mit einem Risiko verbunden. Unter Umständen kann es zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals kommen. Da nicht jedes Geschäft für jeden Anleger geeignet ist, sollten Anleger vor Abschluss eigene Berater konsultieren (insbesondere Rechts- und Steuerberater).